Sonntag, 1. November 2009


Voll Banane!

So, seit dem letzten Eintrag sind ja einige Wochen vergangen... es gibt also viel zu erzählen!
Wo fangen wir an?

Erstmal ein paar Bilder, von unserem Haus und dem "Ort". Im Bild oben also unsere Villaaaa :) Wir haben dort mit einem Deutschen, einer Brasilianerin und 2 Russen gehaust. Das Haus besteht aus 4 Zimmern mit jeweils 2 Betten, einer recht großzügigen Küche und einem Ess- und Wohnbereich, also recht annehmbar!
Nach den ersten paar Tagen hatten wir uns auch schon mit dem Deutschen und der Brasilianerin geeinigt, zusammen zu kochen, und so gab es jeden Tag etwas anderes interessantes und wir mussten uns nur alle 3 Tage mal an den Herd stellen ;)
Jaaaa, um erstmal kochen zu können muss man natürlich einkaufen gehen, was sich in Lakeland als eher problematisch herausgestellt hat: denn der "Ort" besteht lediglich aus einem Pub, einem Coffeeshop mit Tankstelle, einem Kindergarten, einer Bibliothek, einem Campingplatz und ansonsten noch 2,3 Häusern in dem Arbeiter von den Farmen wohnen...das wars! Nichts, nada! Kein Supermarkt, kein Handyempfang, kein Internet...nichts! Nächste Möglichkeit in die Zivilisation zu gelangen ist die 80km entfernte Stadt Cooktown. Wir haben glücklicherweise ein Auto und so konnten wir uns am Wochenene dort mit dem Nötigsten eindecken, aber Leute die keins haben sind da echt am Ar***

Coffeeshop Lakeland

Die Wochenenden in solch einem Dörfchen kann man sich ja ausmalen... es gibt einfach NICHTS zutun. Zum Glück hatten wir wenigstens noch einen Fernseher mit 4 Sendern...den Rest der Zeit verbringt man dann mit Kniffeln, Karten spielen, Trinken und Sponge-Bob-Mensch-Ärgere-Dich-Nicht! (Danke an Mama Groll für diese wundervollen Geschenke, sie erfüllen wahrlich ihren Zweck).

So, aber nun zum eigentlichen Teil: der Arbeit.
Die erste Woche verlief eigentlich ganz gut, entgegen unseres Erwartens jedoch mussten wir keine Bananen picken, sondern die Palmen "bestringen". Das bedeutet dass wir die Bäume an anderen Bäumen festbinden, damit sie bei starkem Wind nicht umknicken. Hört sich ja eigentlich nicht wirklich anspruchsvoll an, aber ihr habt es ja nicht erlebt ;)
Man stellt es sich so vor: Zunächst mussten wir die ersten 2 Tage erst mal die richtigen Griffe herausfinden, sprich die richtigen Knoten erlernen die uns gezeigt wurden (denn da steckt Technik dahinter). In den beiden Tagen haben wir ganze 7 Hektar beschnürt und unseren Händen konnte man das auch ansehen ;) (denn die Schnur kann man sich so ähnlich wie die von Wäscheleinen vorstellen, extrem hart; und wenn man da den ganzen Tag dran ziehen muss etc. dann ist das schon schmerzlich).

Unsere Aufgabe in der ersten Woche bestand also hauptsächlich darin, die Reihen hoch- und runter zu laufen und zu schauen wo graue Säcke zu finden sind (denn die Stauden werden immer in unterschiedlich-farbige Säcke eingepackt) und sie festzuschnüren. Wie sich herausgestellt hat, bedeutete das manchmal mehr laufen als schnüren, und so durchliefen wir an manchen Tagen um die 20 Hektar (also in der Woche um die 100 Hektar!).


Weil in der zweiten Woche keine Schnüre mehr für uns da waren, weil wir schon alles abgearbeitet hatten, hieß es für uns nun, dass wir im "shed" aushelfen sollen. (in der Fabrik)
Josi hat sich besonders gefreut, da das draußen Arbeiten wirklich sehr anstrengend ist, wie man sich bei 35° und mehr in der prallen Sonne vorstellen kann.
Also ab in die Fabrik! Doch genau in dieser Woche fingen die Probleme an:
Nachdem wir vielleicht für 5 Minuten angelernt wurden und uns kurz und knapp erklärt wurde was zu tun sei, begannen wir auch schon zu arbeiten (Stauden beschneiden und sortieren, Wiegen...). Das Mädchen (bewusst Mädchen, denn viel älter als wir war sie nicht) das für die Qualitätskontrolle zuständig war fing schon nach einigen Stunden an, ständig etwas auszusetzen und hielt uns dauernd vor dass wir alles falsch machen würden. Beim "Cutting" (Schneiden der Bananen) stehen zwar immer mehrere Leute an einem Becken wo die fertigen Stauden dann hineingeworfen werden, doch war es immer Benny, der angeblich die Falschen hineintat. Es ging soweit, dass sie meinte, sie würden uns als Arbeiter nicht brauchen und wir könnten nach Hause gehen: "You can go home!"

Nach 2 Tagen, in denen wir angeblich ALLES falsch machen würden (wobei allen anderen Mitarbeiter meinten wir würden gut arbeiten) hat es uns gereicht und wir sind mal zur Chefin gegangen. Sie ist natürlich ÜBERHAUPT NICHT auf uns eingegangen und meinte nur, uns Backpackern wäre ja eh alles egal und sie schreiben Qualität ganz groß blablabla... Sie meinte die Qualitätskontrolleurin würde schon recht haben, aber uns kam das alles eher wie Antisympathie vor...Und nach der Mittagspause kam dann zur Krönung auch noch der Boyfriend von der Kontrolleurin zu uns, und meinte wenn wir nicht bald besser arbeiten könnten wir "nach Hause gehen"...nach unserem 1. (!!!) Tag in der Fabrik, sowas dummes...wie sollen wir denn alles können wenn uns keiner was beibringt???? Wir waren wirklich so geschockt und sauer...
Die folgenden Tage ist dann nichts weiteres passiert, doch als wir in der 3. Woche dann wieder draußen gearbeitet haben, hat uns dann der Boyfriend von der Qualitätskontrolleurin das Leben schwer gemacht :( Abgesehen davon, dass er sowie unsympathisch war, war er wirklich einfach nur bescheuert: unsere Arbeits-Qualität in dieser Woche war laut des Kontrolleurs (der übrigens der einzige nette Mensch dort war) 89% , was sehr annehmbar ist. Und so waren wir eigentlich zufrieden, denn auch vom Tempo her waren wir ganz gut im Limit. Aber wie es kommen musste, haben wir nach Andrés (der Boyfriend...) Meinung ja wieder alles falsch gemacht und - Zitat - "very very bad quality" . Als er das gesagt hat , hat er wieder nur sein dämliches, höhnisches Grinsen aufgesetzt...grr! Zumahl er wohl ein Feld gemeint hatte, was von der ersten Woche war und es natürlich logisch ist, dass sich nach 3 Wochen die Schnüre etwas lockern. Sowieso haben wir auf einmal alles falsch gemacht: erst haben wir zu viel an alten Bäumen geschnürt, dann zu viel an den jungen, dann waren die Schnüre zu locker, manchmal zu eng, oder sie waren am falschen Baum in der falschen Richtung...und und und. Aber der Knaller kam noch: als wir beim Arbeiten aus einer der Reihen rauskamen und beim Auto etwas Trinken wollten (was wirklich nötig ist alle 30min oder so) fanden wir unsere beiden Türen mit einer unserer Schnüre zusammengebunden vor, damit wir sie nicht mehr aufbekamen. Also sowas beknacktes, dieser Mann machte uns einfach nur von Tag zu Tag wütender und aggressiver mit seiner Art, seinen dummen Sprüchen und solangsam grenzte es schon an Mobbing oder so...
Wir haben ihn nach einigen Überlegungen nicht darauf angesprochen was das sollte, weil wir es für unsere Lage als klüger empfanden (in einer Konfrontation hätten wir nur verlieren können). Bestimmt hat er gehofft dass wir wütend zu ihm kommen würden, aber diese Genugtuung haben wir ihm nicht gegeben ;) Das einzige was er sowieso nur machte auf der Farm, war mit seinem Auto herumzukurven und die Arbeiter mit blöden "Tipps" zu nerven, bzw. zu sagen was man nicht alles falsch machen würde. So kam er dann dauernd bei uns vorbei gefahren um zu gucken ob wir auch nicht zu früh Pause machen oder so,und nachdem wir auch von anderen Arbeitern gehört hatten, dass er sich auch mal gerne hinter Bäumen versteckt und die Arbeiter beobachtet, litten wir schon teilweise unter Verfolgungswahn und trauten uns nicht mal mehr oft zum Auto zu gehen um zu trinken.
Wie dem auch sei, irgendwann wurde es uns zu bunt! Vor allem weil wir die folgende Woche nach Stückzahl bezahlt hätten werden sollen, und wir uns zu 99% sicher waren dass das unsere Lage nur noch verschlimmern würde (André hätte 100 Gründe gefunden, um uns irgendwo was für die Qualität abzuziehen etc.) entschieden wir relativ spontan am letzten Freitag dass wir die Farm verlassen wollen. Denn wir sind nicht in Australien, um unsere Zeit mit solchen Menschen zu verschwenden (wobei kurz noch erwähnt werden sollte, dass die anderen Backpacker dort wirklich alle sehr nett und lieb waren und gerade deshalb fiel es uns auch etwas schwer zu gehen). Also gingen wir nach der Arbeit wieder mal zur Chefin und sagten ihr, dass wir nächste Woche Donnerstag die Farm verlassen wollen. Wie nicht anders zu erwarten reagierte auch diese Frau wieder total UNNETT und hielt uns wieder mal `ne Standpauke vom Feinsten und so kam es dann auch, dass wir gleich am Freitag gehen durfen ("dann braucht ihr nächste Woche auch nicht mehr zu kommen" waren ihre Worte) und wir gebeten wurden, unser Haus am nächsten Morgen "so schnell wie möglich" so verlassen: einfach nur unmenschlich dort alle!


Landschaften geprägt durch Buschfeuer: Alltag in Australien!



Da hat sich jemand ganz Witziges einen Scherz erlaubt und hat auf allen Schildern von Lakeland nach Cooktown den Kühen Hüte aufgesetzt und Pumps angezogen :)


So, das waren dann also unsere 3 Wochen in Lakeland. Eigentlich hatten wir ja geplant bis Anfang Dezember dort zu arbeiten, doch müssen wir nun wohl spontan umdenken. Doch wir sind froh dem psychischen Terror dort endlich fern zu sein, auch wenn wir uns jetzt leider wieder um eine neue Arbeit kümmern müssen. Aber warscheinlich ist alles andere besser, als DORT! Aber so läufts im Leben - that`s the way it goes. Man kann nicht immer Glück haben.

Jetzt geht unsere Reise jedenfalls weiter und wir hoffen bald etwas Neues zu finden, denn wir brauchen Geeeeeeeld :)


Liebe Grüße nach Deutschland,


euer Benny und eure Josi :)

1 Kommentar:

  1. oh man meine liebsten Lieblingsbackpacker, na das ist ja echt 'ne story!!!
    Da würde es jedem ja schwer fallen seine Arbeit guut zu machen, ich drück euch die Däumchen, dass ihr schnell was neues und gutes an Arbeit findet und freu mich schon euch in nicht mal mehr 2 Monaten in die Arme schließen zu können.

    Mit einem Küsschen, eure an euch denkende Pinki. <3

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